Jetzt schon an Silvester denken

Silvester naht - für viele Hundebesitzer nicht nur ein Anlass zur Freude, da nicht wenig Hunde Furcht, Angst oder sogar Panik in Anbetracht dieser Geräusche entwickeln. Man kann ihnen diesen Abend bzw. den Tag vor und nach der eigentlichen Festlichkeit aber etwas erträglicher gestalten.

 

An dieser Stelle ein Auszug von der Kleintierpraxis Ralf Rückert:


"... Das Wichtigste zuerst: Geben Sie Ihrem Hund auf keinen Fall Azepromazin. Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Azepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Das ist natürlich eine ganz fiese Sache, also Finger weg! Es gibt durchaus noch Kolleginnen und Kollegen, bei denen diese Erkenntnis bisher leider nicht angekommen ist.


Wer jetzt darauf hofft, dass ich hier die Universal-Lösung des Silvesterproblems anbieten könnte, den muss ich leider enttäuschen. Sie können aber mehrere Dinge versuchen, die zumindest das Potential für Teilerfolge haben.


Bei extrem verängstigten Hunden ist die Anwendung von Benzodiazepinen (Diazepam, Alprazolam) zu erwägen, weil diese Wirkstoffe tatsächlich anxiolytisch (angstlösend) wirken. Nachteil ist die beim Hund meist kurze Wirksamkeit von maximal 5 Stunden. Eine Dosis reicht also auf keinen Fall für den ganzen Silvester-Tag. Benzodiazepine dürfen nicht erst verabreicht werden, wenn der Hund schon in heller Panik ist, weil sonst die Wahrscheinlichkeit einer paradoxen Reaktion mit mehr statt weniger Erregung gegeben ist. Eine Art „Probelauf“ im Vorfeld von Silvester und unter Anleitung Ihres Tierarztes wäre ratsam. Bekannte Nebenwirkungen sind vermehrter Appetit bis hin zu Fressattacken und eine gewisse Enthemmung, die bei potentiell aggressiven Hunden problematisch sein kann.


Bei weniger stark betroffenen Hunden können Präparate versucht werden, die nicht als Medikamente, sondern als Nahrungsergänzungsmittel deklariert sind, wie zum Beispiel Zylkene und Adaptil-Tabletten. Unter dem Namen Adaptil werden auch ein Pheromonverdampfer für die Steckdose und ein Pheromon-Halsband vertrieben, die sich ebenfalls als hilfreich erweisen können.


Früher wurde dazu geraten, die Angst des Hundes einfach zu ignorieren, um das Problem nicht auch noch durch Bestätigung zu verstärken. Das sieht man inzwischen anders. Ob die aktuelle Meinung die richtige ist? Keine Ahnung! Ich folge da einfach meinem Bauchgefühl. Unser Nogger, sonst ganz der furchtlose Terrier, kann mit Feuerwerk gar nicht umgehen. Er sucht in seiner Angst die körperliche Nähe zu seinen Menschen, und die bekommt er auch.


Meine Kollegin Sophie Strodtbeck beschreibt in ihrem Artikel zum gleichen Thema, dass sie einem ihrer Hunde durch geräuschdämpfende Maßnahmen helfen konnte. Sie hat Watte in die Ohren gepackt, einen Schal um den Hundekopf gewickelt und diesen mit selbstklebendem Verband fixiert. Ich wäre ehrlich gesagt nicht auf einen solchen Gedanken gekommen, aber einen Versuch könnte das wohl wert sein.


Edit: Durch einen Kommentar meiner lieben Kollegin Sabine Schroll wurde ich daran erinnert, dass es ja auch noch die sogenannten Mutt Muffs zur Geräuschabschirmung gibt. Einfach mal googeln!


Zuletzt seien noch die sogenannten Thunder-Shirts erwähnt, eng anliegende und elastische Bodys, die durch die auf den Hundekörper ausgeübte sanfte Kompression ebenfalls einen beruhigenden Effekt erzielen sollen. Ich habe damit keine eigenen Erfahrungen, aber schon viele Berichte gelesen, die die Wirksamkeit zu bestätigen scheinen.


Auf allgemeine Maßnahmen wie das Aufsuchen ruhiger Räume und das Herunterlassen der Rollläden muss ich wohl nicht extra eingehen..."

 

Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, welche Maßnahme für Ihren Hund die richtige ist.

 

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